Minimalismus bedeutet für mich nicht, dass man nur noch 100 Gegenstände besitzen darf. Es bedeutet für mich, genau die Anzahl der Dinge zu haben, die man auch aktiv benutzt und die einem einen Mehrwert bieten. Die Anzahl der Dinge ist somit auch abhängig von den aktuellen Lebensumständen, Bedürfnissen und Hobbies. Trotzdem haben wir alle beim Ausmisten und aussortieren blinde Flecken. Ecken in der Wohnung die wir nicht mehr wahrnehmen oder unbewusst übergehen. Für den einen ist es eine Schublade, für die andere der Keller. Für mich war es lange Zeit das Thema gedruckte Fotos und Papierkram.
Wenn du auch deine blinden Flecken überwinden willst, fang doch einfach einmal mit der Frage an: Wo sind diese blinden Flecken. Gehe deine Wohnung / Keller / Garage / Auto, Stück für Stück im Kopf durch und mache dir Notizen über die Dinge, die du noch erledigen könntest.
Im zweiten Schritt geht es darum den Grund für diese blinden Flecken nach oben zu holen. Bei mir war es ganz klar: Ich habe den Aufwand gescheut, der mit dem Einscannen der Dokumente einhergeht und das Chaos und die Stundenanzahl des Aufwands standen für mich in keiner Relation zum Platzgewinn durch freiwerdende Ordner und Schrankteile.
Nachdem wir uns nun bewusst gemacht haben, wo wir etwas tun können und warum wir dies bis jetzt noch nicht gemacht haben, kommen wir zu Hacks, die uns helfen trotzdem Anzufangen und dran zu bleiben. Da wir schon eine Weile aussortieren und uns die eigentliche Tätigkeit vertraut ist, sollte dies keine Hürde sein, eher etwas, was schon ein wenig langweilig, monoton oder standardisiert machbar ist. Vor allem, wenn wir viele gleiche Dinge tun müssen (Scannen / digitalisieren) Durchsuchen von hunderten Schriftstücken, ist es wichtig nun einen Gegenpart zu finden, der uns im laufe des Prozesses etwas Freude bringt.
Beim Scannen meiner Fotos hatte ich verschiedene Optionen. Ich könnte alle Fotos an einen Dienstleister schicken, der mir die lästige Arbeit abnimmt und am Ende die Daten digital zur Verfügung stellt. Ich könnte mir einen Scanner mit Einzug kaufen und ihn nach Abschluss der Arbeiten wieder verkaufen oder mir zumindest ein solches Gerät ausleihen. Ich habe mich dann für die letzte Möglichkeit entschieden und mich auf die Suche nach einer geeigneten Handy App gemacht. Damit stand fest, es wird eine weile dauern, aber ich habe direkt ein Ergebnis ohne Kosten zu verursachen und kann alles zu Hause direkt anfangen.
Außerdem habe ich mir überlegt, diese monotone Tätigkeit mit etwas anderem zu kombinieren. Vielleicht hörst du ja gerne Musik, Podcasts oder ab und zu auch mal ein Hörbuch, oder du schaust Youtube Videos oder eine Serie bei der du dem visuellen nicht jede Sekunde deiner Aufmerksamkeit schenken musst und kannst nebenbei einer anderen Tätigkeit nachgehen. Somit kombinierst du eine recht einfache simple Tätigkeit wie das Aussortieren mit etwas positivem und bekommst somit etwas geschafft und bist trotzdem noch mit einer weiteren Sache abgelenkt oder beschäftigt.
Was sind deine Tipps dafür ungeliebte oder langweilige Tätigkeiten ein wenig mehr Spaß zu verleihen?
Als weiteren Impuls würde ich euch auch gerne noch auf den Weg geben, dass diese blinden Flecken nicht nur im Aussortieren und Digitalisieren zu finden sind. Wir finden Sie in unserer Arbeitswelt, in Beziehungen zu Freunden, Partnern und Familie und auch in unseren Handlungsmustern und Gewohnheiten wieder. Wäre es nicht an der Zeit dort auch ein wenig mehr auf blinde Flecken zu achten?
Lieber Michael,
danke für diesen Beitrag. Bei mir gibt es auch ein paar Blinde Flecken, z.B. meine immer größer werdende Sammlung von Geburtstags- und Weihnachtskarten oder die Abstellkammer, die dringend einmal ausgemistet werden müsste.
Andere Aufgaben zu erledigen, die ich zuvor lange gemieden hatte, war letztlich gar nicht so schwer. Die größte Herausforderung ist, glaube ich, einmal damit anzufangen. Danach läuft oft alles wie von selbst.
Herzliche Grüße
Rebecca
[…] Michael beschäftigt sich mit blinden Flecken, die wir alle – übrigens nicht nur bei der Reduktio… […]
Haha, die blinden Flecken liegen bei mir zum Teil ganz offen. Weil ich mich an Dinge gewöhne. Je länger ein Teil Davide, desto mehr wird es vom Gehirn ausgeblendet.
Schöne Grüße aus der Ausmisthölle.