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Niemand sieht den Seifenblasenmann

Seifenblasen in Hamburg

© Michael Klumb – minimalismus-leben.de

Neulich war ich mit meiner Freundin in Hamburg unterwegs. Wir hatten wirklich tolles Wetter und haben uns in den 2 Tagen einiges erlaufen.

Eins meiner Highlights neben dem Essen mit Frau Ding Dong & Herr Ding Dong und meinem ersten FooFighters Konzert (weiterhin gute Besserung Dave), war die Begegnung mit dem Seifenblasen Mann.
Jeder kennt bestimmt Schausteller und Künstler, die auf öffentlichen Plätzen etwas anbieten um sich einige Euros zu verdienen. Dieser Künstler nun hatte einige Seile an Stöcken befestigt und machte unglaublich tolle Seifenblasen. Doch was mir direkt auffiel, niemand schien sich dafür zu interessieren. Ich musste an Kafka und den Hungerkünstler denken ( „Hungerkünstler sind aus der Mode geraten..“ Danke an Herrn Dr. K., meinem Oberstufen Deutsch Grundkurslehrer, dass wir dieses Buch behandelt haben). Es stimmt aber nicht so ganz, dass sich niemand außer uns beiden für den Seifenblasenmann interessiert hat.

Es waren viele Kinder dort, die vor lauter Begeisterung den Blasen hinterher hechteten um sie eine weile zu bewundern und dann in Erdnähe mit ihrem Finger zum Platzen zu bringen.
Das ist eine grundlegende Eigenschaft, die wir Erwachsenen uns wieder zurück erobern müssen. Die uneingeschränkte Begeisterungsfähigkeit.
Vor einigen Jahren hat etwas ähnliches mein Tai Chi Lehrer zu mir gesagt. Schau dir mal die Kinder an. Wenn Sie von dir weglaufen, du ihnen hinterher rufst, wie sie sich dann herumdrehen. Das ist perfektes Tai Chi. Was er damit meinte ist, dass Kinder beim herumdrehen ihren gesamten Körper drehen und weiter in ihrer Mitte bleiben. Wo wir Erwachsenen nur den Kopf drehen würden bleibt das Kind natürlich stabil und optimal ausgerichtet. Beim Tai Chi, welches eine innere Kampfkunst ist, die viele nur als Entspannungsübung praktizieren, geht es auch darum wieder zu einer natürlichen Bewegung zu finden.

Für was hast du dich das letzte Mal richtig begeistert und dein Umfeld hat nicht darauf reagiert? Was hat dich ein Kind gelehrt, was du vergessen hattest.

4 Kommentare

  1. Hallo Michael!

    Total wichtiges Thema, wie ich finde. Häufig passiert mir das, wenn ich mich für etwas Kleines begeistere und die Leute um mich herum nur fragen, „Ja, und?“. Besonders oft sind das bei mir Beobachtungen an Leuten und Situationskomiken. 🙂

    Lieber Gruß,
    Philipp

  2. Svea

    Mich hat vor kurzem ein Kinder-Malbuch begeistert! Ich fand es total entspannend, die Bildchen bunt auszumalen. Ich habe noch nicht mal gemerkt, dass das Kind, dem das Malbuch gehörte, mir gar nicht mehr zuschaut…

  3. Moin Michael!

    Ich finde es immer wieder schön, dass es Menschen gibt, die die „kleinen Dinge“ im Leben noch bewusst wahrnehmen. Die Masse nimmt ja nur noch die lautesten Hähne auf dem größten Haufen Mist wahr. Ist in der Blogwelt übrigens nicht anders. Da ist m.E. auch schon deutlich eine Art „digitale Gentrifizierung“ erkennbar. (Gastbeitrag gefällig 😉 )

    Ich habe vorgestern einen meiner Lieblingssongs („Figure it out“ von Royal Blood) astrein durchgetrommelt und bin da mit meiner Euphorie doch recht alleine geblieben. Ich finde das aber nicht schlimm, denn nicht jeder muss alles gleichermaßen mögen.

    Gruß Axel

  4. Um mal eine andere Perspektive anbieten zu dürfen: Ich hab die Tage noch einen Seifenblasenmann am Kölner Bahnhof gesehen, der eine ganze Menge Aufmerksamkeit, nicht nur von Kindern erhalten hat. Gibt sie also auch, die begeisterungsfähigen Erwachsenen.

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