Viele Menschen haben verlernt im Moment zu leben. Im Büro Alltag wird immer wieder an die nächste Aufgabe, an das nächste, große zu erreichende Ziel gedacht. Ein mal im Monat wird dann in der Rückbetrachtung die Vergangenheit analysiert und bewertet. Im Privatleben sieht es nicht anders aus. Man wundert sich, dass schon wieder Juli ist oder stellt an seinem Geburtstag fest, dass die letzten 10 Jahre wie im Flug vergangen sind. Eben noch Abitur gemacht und jetzt schon 10 Jahre im Job.
Wir müssen uns mehr darauf einlassen im Moment zu sein und das Jetzt zu genießen. Die positiven Effekte dieser Lebenseinstellung sind nicht von der Hand zu weisen. Wir erleben unsere aktuelle Situation viel bewusster und können Stress und Hektik ein Stück weit vorbeugen. Ich möchte nicht soweit gehen, dass man in den Tag hinein leben, oder sich keine Zielen setzen sollte. Wenn man sich nur einen Tag Zeit nimmt, diesen Weg bewusst zu gehen, wird man erstaunt sein, was sich für Veränderungen einstellen.
Oft sind wir auf dem Weg nach Hause und es geht uns so vieles durch den Kopf, die Einkaufsliste, was wir heute Abend kochen möchten, der unerledigte Anruf im Büro, die Wäsche, die noch gemacht werden muss und vieles weitere. Wenn wir es schaffen im Jetzt zu leben, können wir die Heimfahrt ganz bewusst und ohne große Ablenkung wahrnehmen. Es ist sehr befreiend, den inneren Dialog zwar wahrzunehmen, ihn dann aber doch wieder ziehen zu lassen.
Ich versuche mich täglich eine weile darin zu üben, das Jetzt bewusst wahrzunehmen, gerade in stressigen Situationen hilft es einem sehr, eins nach dem anderen angehen zu können und gelassen auch den größten Berg abarbeiten zu können.
Wir können die Zeit nicht festhalten, die Zukunft ist noch nicht geschrieben und die Vergangenheit ist nicht mehr änderbar. Viele halten an der Vergangenheit fest und lassen es zu, dass negative Ereignisse ihr Handeln im Jetzt zu stark beeinflussen. An dieser Stelle muss der Betroffene lernen loszulassen und unbelastet im Jetzt zu verweilen. Dies ist kein einfacher Weg, aber ein erreichbarer. Wir können jeden Tag neu starten und uns neu Erfinden, ohne, dass die Wunden der Vergangenheit uns weiter beeinflussen müssen. Es ist eine Entscheidung.
Außerdem gibt es dann noch die wenn, dann Menschen. Wenn ich in Rente bin, dann werde ich mich mehr um meinen Garten kümmern, nach Italien fahren oder endlich mehr Sport treiben. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass diese Sätze sehr gefährlich sind. Wir zögern das Umsetzen von getroffenen Entscheidungen heraus und verschieben Wünsche in eine ferne Vergangenheit. Unser Leben auf dieser Welt ist allerdings endlich und niemand weiß, wie viel Zeit ihm noch bleibt. Deswegen verwirkliche, wenn möglich deine Wünsche im Jetzt und nicht in einer Zukunft die du nicht kennst.
Geschichten und Praxis Tipps, wie man bewusst im Jetzt sein kann, verknüpft mit Zen und Achtsamkeit kann man in vielen Büchern des Zen-Buddhist Thich Nhat Hahn nachlesen. Meine Empfehlung wäre dieses Buch:
Im Hier und Jetzt zuhause sein
Ich freue mich schon auf eure Anmerkungen zu diesem Artikel
Ich glaube nicht dass es sich voll in den Alltag integrieren lässt und jede Minute im hier und jetzt zu verbringen. Vor allem wenn Termine anstehen und Dinge organisiert werden müssen. Aber man sollte sich zumindest täglich etwas Zeit dafür nehmen. Ich habe für mich selber festgestellt, dass auch das Alleinsein dazu gehört um sich auf den Moment zu konzentrieren. Ein Spaziergang alleine hat für mich etwas von einem kleinen Urlaub, weil man in Gesellschaft irgendwie immer geneigt ist mit dem Begleiter zu kommunizieren. Andere machen dann vielleicht Yoga oder meditieren…
Schönes Thema, Michael. Denn: Viele Leute erzählen mir in letzter Zeit, sie hätten verlernt wie ein Kind in einer Tätigkeit aufzugehen, also: Ganz in der Situation zu sein. Ich kann das immer noch. Ich lebe im Moment. Ich hab aber auch unterwegs kein Handy und filme. Und schau mir nachher an, wo ich eigentlich war. Ich bin entschleunigt. Mache auch fast nur noch Dinge, die mir Spaß machen. Kind ist groß. Der Stress ist vorbei. Obwohl: Ich hab auch diese Zeit ganz bewusst genossen. Und jetzt will ich zum Firmenlauf. Und: Vorher noch die Wäsche. Danke für die Erinnerung 😉
Sehr schönes Thema, welches ich schon seit einigen Monaten verfolge und umsetze. Ich habe mir das Hörbuch „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“ von Eckhart Tolle angehört und bin begeistert.
Hallo Michael,
ich lese dein Blog nun schon seit geraumer Zeit. Ich habe deine Texte bisher nur konsumiert, ohne Kommentare zu hinterlassen.
Dieser wunderschöne Artikel hat mich nun dazu bewogen, dir endlich für deine Artikel zu danken. Weiter so 🙂
Hallo Simon,
Danke für dein Lob. Wenn dir gewisse Aspekte gefallen und du gerne mehr darüber lesen willst, schreib dies in einen Kommentar oder über das Kontaktformular
Viele Grüße
Michael
Im hier und jetzt zu leben bedeutet für mich auch, dass es solche Sätze wie „das kaufe/behalte ich lieber, dass kann ich bestimmt irgendwann eventuell mal brauchen“ in meinem Wortschatz nicht gibt. Das bezieht sich dabei natürlich nicht auf Grundnahrungsmittel, Hygieneartikel oder Basis-kleidung, sondern auf alles, was darüber hinaus geht, die typischen „das kann man doch immer mal brauchen Gegenstände“ wie in meiner jüngsten Erfahrung ein Vorhängeschloss oder ein Küchengerät. Bei mir kommt//bleibt nur im Haus, was ich dato wirklich brauche. Ich belaste mich nicht jedes Mal, wenn ich einen, momentan nutzlosen Gegenstand in meiner Wohnung zur Seite räume, damit, wann und wie ich diesen endlich mal zum Einsatz bringen könnte.
Hallo Christina,
Ich finde deine Einstellung gut. Ich habe in den letzten Wochen für mich festgestellt, das dieser ständige Filter, der im Kopf mitläuft auch viel Energie kostet und man sich unnötig damit belasten kann. Die Gedanken oder den inneren Dialog zu minimalisieren ist eines meiner nächsten Ziele.
Viele Grüße
Michael