Liebe Leser nun ist der erste Dezember, es ist kälter geworden, die Weihnachtsmärkte sind eröffnet und viele von euch haben zu Hause einen Adventskalender. In früheren Jahren wurde eine Kerze mit 24 Strichen versehen und abgebrannt. Die jetzige Form des Kalenders, mit Schokolade gibt es erst seit den 50er Jahren. Ich habe mir überlegt, dass ich bis heilig Abend jeden Tag einen neuen Artikel schreiben werde. Heute Abend geht es los. Ich freue mich jetzt schon morgen früh die Kommentare zu den kommenden Artikeln lesen zu können. Das ist so zusagen mein Adventskalender. Also freut euch auf viele neue Artikel, ich wünsche euch allen eine schöne vor Weihnachtszeit. Michael
Archiv von “2012”
minimalistisch Wohnen – Teil 1 – Der Schreibtisch
Wenn wir an das Thema puristisch ran gehen würden, wäre die Antwort ganz klar. Es gäbe keinen Schreibtisch, es gäbe grundsätzlich nur einen Tisch für Ess/Wohn und Arbeitszimmer. Nun bin ich aber kein Purist sondern Minimalist und mein Schreibtisch sieht etwas anders aus. Natürlich ist das zentrale Element mein Laptop. Dazu noch eine Tastatur und dann kommt erst einmal lange nichts. Im Moment bin ich wirklich noch am Überlegen, ob es sinnvoll ist den Drucker und Scanner wegzugeben und den freien Platz neben dem Schreibtisch auch wirklich freizulassen. Aber für jeden Ausdruck samstags in den Copyshop zu gehen, ist vielleicht doch etwas zu viel.
Was ich mit Bestimmtheit sagen kann, ist, dass ich leere Flächen liebe. Je weniger Gegenstände, desto besser. Jedes Teil, was zu viel ist, zieht einfach ein Stück meiner Aufmerksamkeit auf sich. Oft schüttle ich auf der Arbeit den Kopf, wenn ich den Blick über meinen Schreibtisch schweifen lasse. Auf wundersame Weise sammeln sich nach und nach Ausdrucke, Notizen, Pakete oder lose Dinge wie Schlüssel darauf. Wie schön ist doch das Gefühl, wenn man wieder klaren Tisch gemacht hat, alles gesäubert hat. Ich fühle mich da gleich wieder fokussierter und produktiver.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass mein Schreibtisch 3 Schubladen hat. Darin findet man, kleine Festplatte zur Datensicherung alle 1-2 Wochen, Druckerersatzpatronen, Cardreader & noch ein paar Kabel, für mein Midi Mischpult & mein Midi Keyboard. Ich finde man sollte das Ganze so strukturieren, dass die Dinge, die man regelmäßig braucht, in der Nähe sind und andere Dinge weiter weg sind, die man nicht so häufig braucht. Deswegen ist mein Mikrofon, was eigentlich eine Anschaffung für einen Minimalismus Podcast war, etwas weiter weg, genauso wie mein externes Cd Laufwerk.
An der Stelle möchte ich mal auf die ganzen Artikel im Netz eingehen, die sich mit minimalistischen Arbeitsplätzen auseinandersetzen. Ich sehe da oft, einen Schreibtisch mit einem Laptop und dann war es, dass, ach nein, ein Glas Wasser ist, auch noch darauf. Ich denke mir dann immer, wo ist das Ladekabel für den Laptop? Wir immer nur so lange gearbeitet, bist der Akku leer ist? Oder haben die anderen eine unglaubliche Stromquelle gefunden, die den Laptop für die nächsten 3 Jahre mit Strom versorgt … Klar sieht ein Kabel blöd aus auf einem Foto, deswegen findest du auch keins auf dem Bild zu diesem Artikel, aber selbst in einem durchgestylten Apple Store siehst du die Stromkabel. Also liebe „ich poste meinen Schreibtisch“ Fraktion, ein bisschen mehr Ehrlichkeit.
Wie sieht dein Arbeitsplatz denn aus?
bright side of the moon
Heute, 2 Wochen nach dem letzten Artikel, gibt es nun die Auflösung. Vor 2 Wochen habe ich einen Artikel verfasst, der einige Kommentare nach sich gezogen hat. Es ging darum, dass ich mir ein paar Boxen für 250 Euro kaufen wollte und gezweifelt habe, ob ich das vor mir rechtfertigen kann. Ich habe mir dann wirklich Boxen der besagten Marke gekauft, und zwar eine Nummer kleiner. So sind die Kosten von 250 Euro auf 99 Euro gesunken. Weil ich die Boxen im Angebot gekauft habe noch einmal 11 Euro Weniger. Das heißt gegenüber meinem ersten Vorhaben, konnte ich 160 Euro sparen. Alles nur durch etwas Aufschub und ein paar Tipps über den Blog und Leser. Für meine Raumgröße reichen diese Boxen völlig, und da ich Musik meistens in einem Abstand von 50cm bis 1,5m vor den Boxen höre, ist der Klang auch grandios. Die Lautstärke kann ich nur schlechten Gewissens auf die Hälfte aufdrehen und erreiche damit einen Pegel gut oberhalb der Zimmerlautstärke. Ich hätte nie gedacht, dass ich mit diesen Boxen das bekommen würde, aber mein Versuch hat mir das Gegenteil bewiesen. Das letzte Wochenende habe ich mit mehreren Stunden Musikgenuss durch die letzten 100 Jahre der Musikgeschichte abgeschlossen.
Jeder, der den vorherigen Artikel noch nicht gelesen hat, der sie hier auf ihn verwiesen dark side of the moon.
Ich möchte mich an der Stelle noch ein mal herzlich für alle Kommentare bedanken.
the dark side of the moon
Der Titel dieses Artikels ist erst einmal der Titel des erfolgreichsten Albums von Pink Floyd, steht aber sinnbildlich für die Ambivalenz des Menschen zwischen Gut und Böse. Also geht es jetzt hier um Musik oder um ein Menschenbild? Eigentlich um beides. Es geht mir um die dunklen Seiten des Minimalismus, wenn die Lust nach Konsum aufflammt.Es ist ja nicht so, dass es dort im Gehirn einen Schalter gibt, der nach 29 Jahren einfach umgelegt wird.Man bestellt sich den großen Container und entsorgt einfach alles und danach ist man Minimalist bis zum Rest seines Lebens.
Im Moment kämpfe ich gerade mit mir. Es geht um eine Anschaffung, die irgendwo zwischen persönlicher Obsession und unnötig steht. Des Pudels Kern auf den Punkt gebracht heißt das: Ich möchte mir gerne für zu Hause ein paar schöne Boxen kaufen. Ich nutze zurzeit ein 2.1 System mit rund 40 Watt und lag preislich bei ca 40 Euro. Aber nun habe ich mich in ein qualitativ hochwertiges Set von Boxen verliebt. Companion 20 von Bose heißt die aktuelle Obsession, die mich einfach nicht mehr loslässt. Es sind nur 2 Boxen aber für mein Wohn-Schlafzimmer mit ca 25 qm die ideale Lösung um tollen Klang mit kompakten Maßen zu realisieren. Ich habe nach Boxen gesucht, die nicht nur am PC gut sind, sondern auch mit der gleichen Qualität in den Raum abstrahlen könnne.
Das eigentliche Problem ist, dass die Boxen 250 Euro kosten und ich mit mir Kämpfe. Ist das eine Entscheidung die richtig ist? Meine Boxen funktionieren und es hat sich noch niemand über einen schlechten Klang beklagt, außer ich selbst. Es ist so wie bei einer Apple Produktvorstellung. Du siehst etwas neues tolles und danach findest du dein eigenes Gerät was bis gestern noch o.k. war, plötzlich alt, hässlich und schlecht.
Ich liebe Musik, mein ganzes Leben schon, Musikunterricht in der Schule, Keyboards Stunden zu Hause, Musik auflegen auf privaten Partys, Musik am Morgen, auf dem Weg zur Arbeit, zur Entspannung, für eigentlich alles.
Trotzdem fällt es mir nicht leicht, einfach in einen Laden zu gehen 250 Euro auf den Tisch zu legen und mit diesen Boxen wieder nach Hause zu gehen.
Vielleicht sollte ich mir eine Challange aufsetzten, oder eine Wette mit mir abschließen, etwas Grundlegendes finden, was nach einer gewissen Zeit diese Ausgabe legitimiert.
Ich habe schon versucht die Boxen auf eine später kaufen Liste zu setzen, mit dem Erfolg, dass ich mir täglich diese Liste ansehe und warte, bis die Zeit abgelaufen ist.
Vielleicht sollte ich mir auch über 5 Monate jeden Woche 10 Euro wegsparen von meinem täglichen Bedarf und nicht einfach mit einem Teil des Weihnachtsgeldes anfang nächsten Monat zuschlagen.
Ich denke viele von euch kennen dieses Problem in ganz unterschiedlicher Weise und gehen anders damit um. Vor 1,5 Jahren hätte ich sie mir einfach gekauft, ohne mit der Wimper zu zucken, ohne auf den Kontostand zu achten, ohne mich dafür in irgendeiner Form, mir selbst gegenüber rechtfertigen zu müssen.
Wie geht ihr in solchen Situationen vor? Ich habe da für mich noch nicht den Königsweg gefunden so wie andere Minimalisten.
Wo wachsen wir hin? – Das Dogma des Wachstums
Wo wachsen wir denn hin? Immer höher immer weiter immer schneller. Kann es wirklich so weiter gehen? Alles in der heutigen Wirtschaftswelt ist auf Wachstum ausgelegt. Jedes Jahr muss ein mehr an Wachstum erreicht werden. Dies braucht man für steigende Löhne, Energiekosten, gestiegene Transportkosten, Reparaturen, Instandsetzungen, Neuanschaffungen und natürlich auch um den Gewinn zu maximieren. So sieht die Welt des Unternehmers aus. Aber wie sieht die Welt der Arbeitnehmer aus? Unsere Löhne steigen seit Jahren nicht mehr in dem Maße wie unsere Ausgaben. Zusatzbeiträge bei der Krankenkasse, Praxisgebühren, 30 % höhere Kosten für die Energiewende, Versicherungsbeiträge, der Euro, Tabaksteuer, Mehrwertsteuererhöhung, Sprit und Lebensmittel. Die Liste lässt sich beliebig erweitern, aber was ist die Konsequenz daraus? Der Betrag, der uns zur freien Verfügung bleibt, sinkt, trotz leicht steigender Löhne immer weiter.
Deswegen sollten wir das Dogma des Wachstums hinterfragen und uns auf die Suche nach Alternativen machen.Für mich sind Begriffe wie Minimalismus, Nachhaltigkeit, Urban Gardening, Achtsamkeit, Konsumkritik und die Netz-Szene in diesem Bereichen zu einer Quelle geworden, die mir vor Augen hält, dass gedankenloses Konsumieren aufhören muss und die Alternativen schon in greifbarer Nähe sind. Wir können die Welt zwar nur im kleinen Verändern, aber hat Veränderung nicht immer so angefangen?
Die Geschäftsphilosophie der Premium Cola ist auch ein Beispiel für diese Alternative. Was passieren kann, wenn Afri Cola das Rezept ändert und eine kleine Gruppe gerne bei dem originalen Geschmack bleiben möchte, lässt sich in ein paar Sätzen nicht beschreiben. Bei diesem System hat jeder in der Kette ein Mitbestimmungsrecht, es gibt Quersubventionen für klein Abnehmer durch Anti-Mengen-Rabatte und ehrliche Bezahlung. Hier findet Ihr einen Vortrag des Gründers der Premium Cola der uns mitnimmt von der Idee zur Umsetzung. Mehr wie 10 Jahre erfolgreiches Bestehen am Markt zeigen, dass es durchaus möglich ist, andere Wege zu gehen.
Ein anderes Beispiel ist die Teekampagne. Das Prinzip hier ist, große Mengen von einem einzelnen Produkt abzunehmen, und so früh wie möglich in der Kette abzugreifen, dass Rabatte an die Konsumenten weitergegeben werden können. So entstehen, faire Bezahlungen, hervorragende Bio Qualität und ein guter Preis für den Endkunden. Auch hierzu habe ich ein kleines Video im Netz gefunden. Ich möchte hier nicht weiter auf die beiden Ansätze eingehen, weil es zu diesen Themen schon viele Presse, Blog und Print Artikel gibt. Ich möchte durch den Blog Post niemand annimieren diese Produkte zu kaufen, es geht mir nur darum Alternativen, aufzuzeigen.
Welche Firmen / Produkte / Szenen fallen euch noch ein? Was sind Alternativbewegungen zum Dogma des Wachstums. Teilt eure Ansichten und Fundstücke in den Kommentaren.
Nachtrag: auf Finnsland.net findet ihr auch ein Video zum Thema Premium Cola und einen ganzen Artikel noch dazu. Viel Spaß beim weiterlesen und schauen – Michael