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Minimalismus VS Mobilität

Seit langer Zeit denke ich darüber nach, wie es sich mit dem Anspruch eines Minimalisten verträgt ein Auto zu besitzen und möchte hier gerne meine Gedanken mit euch teilen.

Hier erst einmal ein paar Fakten.

– ich fahre 32.000 km pro Jahr
– ich verbrauche 250-300 Euro pro Monat für Benzin
– Mein Weg zur Arbeit beträgt mit dem Auto ca 60-75 Minuten
– Das Auto bedeutet die Freiheit spontan größere Strecken ohne Planung zu überwinden
– Ich fahre seit 5 Jahren fast jeden Tag Auto

Dagegen stehen die folgenden Fakten

– eine Monatskarte für 2 Tarifgebiete kostet ca 230 Euro (im Abo 200)
– Mein Arbeitsweg verlängert sich auf 100-120 Minuten
– Ich spare mir die Kosten für Sprit / Reparaturen / Neuanschaffung / ADAC / Versicherung
– Ich bin weniger Mobil

Die Fakten sprechen einfach dafür auf die Bahn umzusteigen, aber trotzdem hat sich in meinem Kopf das Auto als ein Stück Freihit manifestiert, was mir große Möglichkeiten eröffnet, die ich ohne ein Auto nicht habe.
Aber wenn ich meine Gedanken einmal 5 Jahre zurück drehe, sehe ich dass dies nicht stimmt.
Das Auto ist besonders bei meiner Fahrleistung purer Luxus, ja so sehe ich das, bei vielen wird das Kopfschütteln vervorrufen, aber nicht bei mir.
Ich treffe oft Menschen, die mit Ihrem Einkommen, eine Wohnung, eine Familie und ihr Leben finanzieren. Mitgliedschaften im Fitnessstudio sind Luxus und an ein Auto gar nicht erst zu denken.
Das Bahnfahren hätte auch einige positive effekt. Ich würde in dieser Zeit auf jeden Fall wieder mehr lesen. Wenn es je hin und Rückfahrt 30 Minuten sind, dann ist das eine Stunde am Tag 5 in der Woche 20 Stunden im Monat.
Natürlich ist es schwieriger, wenn ich einmal mehr transportieren muss, aber es gibt immer noch diverse andere Möglichkeiten. Ich kann Dinge per Post versenden, oder empfangen, ich habe eine gute Infrastruktur und kann mir so gut wie alles zu Fuß oder mit Bus und Bahn besorgen. Und da wäre noch die Packstation 500 Meter von zu Hause entfernt.
Alles in Allem ist es einfach eine logische Entscheidung.

Was also hält mich davon ab?
Es ist zum einen die Bequemlichkeit, sowie der Fakt, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Wenn man 5 Jahre fast jeden Tag Auto fährt, fällt es einem schwer diese Gewohnheit abzulegen.
Natürlich geht es auch darum, dass Auto fahren viel bequemer ist, wie sich auf den Weg zur Bahn zu machen, 2 mal Umsteigen zu müssen und immer wieder an Bahnsteigen zu warten.

Die Entscheidung das Auto abzuschaffen, bzw im Schadensfall kein neues anzuschaffen ist auf jeden Fall gefällt. Bleibt noch die Frage des Zeitpunktes. Ich lege mich nun fest, bis zum 15. August 2012.

Wie sieht es bei euch aus? Habt Ihr euch Gedanken gemacht, etwas an eurer Mobilität zu ändern. Sei es ein Auto abzuschaffen, oder Anstelle der Monatskarte für die Bahn, mit dem Fahrrad zu fahren.
Teilt doch bitte eure Gedanken, Erlebnisse mit mir in den Kommentaren

14 Kommentare

  1. Jan

    Ich habe mir genau die gleichen Gedanken gemacht 🙂 (Mal wieder)
    Allerdings habe ich den Vorteil, daß mein Arbeitsweg nur 15 km beträgt, das heißt ich könnte sogar locker auf das Fahrrad umsteigen.
    Momentan drücke ich mich noch ein bisschen davor, da ich 1. aufgrund meiner Bandscheiben kein Rennrad mehr fahren kann und 2. ziemlichen Respekt vor dem Stadtverkehr habe, seit mich vor 2 Jahren mal ein Auto stumpf umgefahren hat.

    Mein Auto abschaffen werde ich noch nicht, dafür habe ich zuviele Verpflichtungen, die große Flexibilität erfordern. Mein Ziel ist aber zunächst, wann immer nur möglich den PKW stehen zu lassen und definitiv keinen neuen zu erwerben. (Kann sich eh kein Mensch mehr leisten)

    • Hallo,

      bei mir ist die Autoentscheidung gefällt. Im Juli 2013 kommt die Karre weg. Ich wohne in Stuttgart. Dort gibt es Car-Sharing noch und nöcher. Die nächste Station ist 150 Meter entfernt. Ich bin die letzte Jahre 40.000 Km im Jahr gefahren. Nun ist schicht. Ich habe beschlossen nur nich von 2000 Euro im Monat zu leben. Das reicht um zufrieden zu sein. Meine Wohnung habe ich schon vor zwei Jahren leer gemacht. Kein Fernseher, keine Anlage, alle Bücher verschenkt. Klamotten gemistet. Nur noch meine Instrumente, Sofa, Kleiderschrank, Bett, Esszeug, Werkzeug, Kugelbahn (mein Hobby) und Computer. Der Rest ist Quatsch und macht mich kaputt. Nun folgt das Auto. Ich freu mich schon drauf!

  2. Interessanter Entscheidungsfindungsprozess! Normalerweise ist es ja schwer Vielfahrer zum „Umsteigen“ zu bewegen. Ich habe gar kein Auto, nicht mal einen Führerschein. Brauchte ich damals nicht und in einer Großstadt wie Hamburg halte ich ein Auto für völlig überflüssig (Rush-Hour, Parkplatzsuche etc.). Und ich mache trotzdem Ausflüge ins Umland und komme mir wegen fehlender Mobilität auch nicht schlecht vor. Bisher hat alles immer geklappt. Manchmal leihen wir uns ein Auto von einem Freund, der gerade im Urlaub ist. Ich glaube, unmobil ist nur, wer das Haus gar nicht verlässt.
    Und Bahnfahren macht Spaß, gerade wegen dem Lesen! Oder schlafen, essen, die Seele baumeln lassen und blöd in der Gegend rumgucken. Selbst die Warterei und nervige Mitmenschen sind immer wieder kleine Geschenke, in der man sich selbst testen kann.

    Hier noch ein Link zum Thema von finnsland:
    http://www.finnsland.net/blog/2011/03/15-jahre-ohne-auto-mobil/
    http://www.finnsland.net/blog/2011/07/mobilitat-in-der-stadt/
    http://www.finnsland.net/blog/2011/03/carsharing-privat/

  3. Eien Fahrtstrecke zur Arbeit mit Auto dauert ca 40 Minuten jeh nach Verkehr. Mit Bus und Bahn bin ich ca 2 Stunden unterwegs und damit sind Wartezeiten auf die Verbindung nicht eingerechnet. Es wäre auch nicht viel billiger im Monat. Allerdings sind die laufenden Kosten für mein Auto sehr hoch. Ich musste letztes Jahr erst in ein neues Auto investieren, da mein Alter wohl nicht über den TÜV gekommen wäre. Leider ist er erst 4 Jahre alt und hat somit ordentlich Kosten nebenher. Vollkasko, Inspektion etc. Das fällt bei einer alten Möhre natürlich weg und in ein paar Jahren werde ich es bei diesem Auto auch nicht mehr anlegen.
    Leider sind hier auf dem Land die Verbindungen sehr schlecht. Man hat in den frühen Morgenstunden, den späten Abendstunden und noch tiefer in der Pampa weniger Verbindungen auf größerem Zeitraum und muss warten warten warten. Ich bezahle jetzt lieber ein bisschen mehr um aber auch schneller am Ziel zu sein und so mehr Zeit für mich zu haben.
    Allerdings nutze ich das Auto neben der Arbeit meist nur für notwendige Strecken und schwere Transporte. Ansonsten suche ich mir günstigere Alternativen. Mitfahrgelegenheiten und Zug bei Reisen, Fahrrad etc
    Verzichten kann ich hier aufs Auto nicht… wenn ich in einer größeren Stadt leben würde, wäre es sicher anders gekommen. Aber die meisten machen hier auch schon mit 15/16 Mofa und Roller Führerschein um ein bisschen flexibel zu sein und etwas erleben zu können.

  4. Dank zwei kleiner Kinder und Jobs in Nachbarstädten ist es nicht sinnvoll, komplett auf das Auto zu verzichten, obwohl es bei uns sicher ginge. Wir nutzen es aber sehr selten, denn obwohl die tägliche Strecke zur Arbeit nur weniger als halb so lang dauert mit dem Wagen, sind die Kosten enorm, das Parkplatzsuchen nervt und das ökologisch schlechte Gewissen muss man nicht haben.

    Ganz ohne Auto funktioniert übrigens auch prima. Das haben wir gemacht, bis Baby #2 kam 🙂

  5. Ich habe mich vor gut zwei Jahren von meinem (heiß geliebten) Auto getrennt und es in gute Hände gegeben/verkauft.
    Diesen Schritt habe ich nie bereut. Hier in Berlin ist es selten wirklich notwendig ein eigenen Auto zu haben.
    Es gibt diverse Carsharing-Angebote, der öffentliche Nahverkehr ist sehr gut und man kommt zu Fuß oder mit dem Rad zu den wichtigsten Einrichtungen in der Nachbarschaft.
    Geld, wenn man die Kosten eines Autos einspart, für längere Bahnfahrten und Taxi sind locker mal zwischendurch drin.

    Und ich beneide keinen, der Sonntag beim Autowaschen steht, regelmäßig zwei mal im Jahr Reifen wechselt und die Termine für die Wartung einhalten muss.

  6. Patty

    [MARKED AS SPAM BY ANTISPAM BEE | Country Check]
    Ich habe meine alte Kiste am 6.8. abgemeldet und fahre seitdem Rad oder laufe. ich habe mein Leben so eingerichtet, dass ich fast nur noch virtuell arbeite. Genial ! Eben war ich mit meinem Hund + Rucksack einkaufen. Erst ca. 1 Std. über Feldwege, weil das Wetter einfach so wunderbar ist und dann zurück ca. 30 mn. Auf dem Rückweg sah ich ein Auto mit Parkkralle. Ich bin aus Neugier hingelaufen um zu lesen was auf dem Zettel an der Scheibe stand. Es war vom Finanzamt. Gefühl der Freiheit bei mir… für die brauche ich schon mal nicht mehr zu arbeiten. Autofreiheit ? JA !

  7. Ich finde: Es ist die totale Freiheit k e i n Auto zu haben. Dass sich meist nur 1 Person reinsetzt und spazierenfährt ist doch der Wahnsinn. Allein die Herstellung eines Autos benötigt soviel Energie wie ein 1-Personen-Haushalt in 20 Jahren verbraucht.

  8. Ich bin vor ein paar Tagen auf diesen Blog aufmerksam geworden.
    Hier muss ich jetzt auch mal meinen Senf dazu geben.
    Was das Auto abschaffen angeht, kommt es doch immer auf die jeweilige Wohnsituation bzw Familiensituation an. Wenn ich in einer Stadt lebe kann ich viel einfacher auf ein Auto verzichten als wenn man auf dem Land lebt.
    Ich kenne es von meinem Heimatort, bei uns gibt es weder einen Supermarkt noch einen Bäcker oder einen Fleischer. Für alles muss man in den Nachbarort, die Menschen werden älter, die die ein Auto haben, haben noch Glück alle anderen sind auf die Kinder und Enkelkinder angewiesen. Auch Ärzte findet man auf dem Land nicht so einfach wie in Städten.
    Ich würde gerne öfter auf mein Auto verzichten, besonders da meine Arbeitsstelle nur gut fünf Minuten von meiner Wohnung entfernt ist. Aber ich bin Therapeutin und sobald ich zum Hausbesuch muss brauche ich ein Auto, zu Fuß schaffe ich die Strecke in der vorgegebenen Zeit einfach nicht und selbst mit dem Fahrrad ist es Zeitlich nicht bei allen Patienten zu schaffen.
    Es kommt also immer auf die jeweiligen Umstände an ob man ein Auto braucht oder nicht.

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